Ein Diskurs über die Côte d’Azur – Wissenswertes Teil 3

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Ein Diskurs über die Côte d’Azur – Wissenswertes Teil 3

Im ersten Teil meines Diskurs über die Côte d’Azur habe ich Dir erzählt, woher der Begriff “Côte d’Azur” kommt und das Hinterland beschrieben. Im zweiten Teil ging es mit Geschichte und Stränden weiter. Und heute widmen wir uns dem Thema “Kaffee”. Viel Spaß.

Kaffee in Frankreich

In Frankreich wird der Kaffee traditionell in einer Bar getrunken. Man sitzt auch nicht stundenlang wie bei uns, redet und lacht, sondern trinkt im Stehen einen schnellen Espresso, bevor man weitergeht. Warum das so ist, will ich heute mal ergründen.

Die Geschichte des Kaffees in Frankreich – ein Auszug

Meiner Meinung nach muss ich hier zwei Dinge erklären, um Verständnis für die französische Kaffeekultur zu wecken. Zum einen muss die Kolonialisierung Westafrikas erwähnt werden, zum anderen die Entstehung und Entwicklung der Kaffeehäuser.

Was die Kolonien in Westafrika mit dem Kaffeekonsum in Frankreich zu tun haben

Von 1895 bis 1958 gehörten 9 Territorien in Westafrika zu den französischen Kolonien. Dort entdeckte man im 19. Jahrhundert eine Pflanzenart, die zur Gattung Kaffee gehört, der sogenannte Robusta-Kaffee. Er ist mit 40 % der Welternte nach Arabica die zweitwichtigste Sorte. Da nun also die französischen Kolonien einen eigenen Kaffee anbauten, unterstützte die französische Regierung die Einfuhr eben dieser Sorte und jahrelang konnte man in Frankreich keine andere kaufen. Nur ist dieser Kaffee nicht das, was wir bei uns gewohnt sind, denn er schmeckt erdig bis holzig, ist bitterer und hat weniger Aromen als Arabica. Aber er hat einen volleren Körper, weswegen er vor allem als Espresso gut schmeckt.

Aber wir Deutschen trinken ja kaum Espresso. Wir wollen Milchkaffe, Latte Macchiato, Cappuccino … Und dafür ist diese Sorte zu scharf geröstet und schmeckt einfach nicht. Aber keine Sorge, für die Touristen bieten die Restaurants und Cafés mittlerweile auch andere Bohnen an. Und oftmals findet man an der Eingangstür ein Schildchen, was voller Stolz darüber informiert, welcher Kaffee in jenem Café angeboten wird. Ähnlich dem Chefkoch, der seinen Fleischlieferanten nennt.

Und was hat es mit den Cafés auf sich?

Mit der Entstehung der französischen Bourgeoisie haben sich sogenannte Cafés concerts gebildet. Das war eine besondere Unterhaltungsform für das Mittel- und Kleinbürgertum und später sind daraus die burlesken Varietés entstanden. Die cafés concerts waren aber nicht nur zur Unterhaltung da, sondern dienten den Bürgern auch dazu, soziale Ungerechtigkeiten zu thematisieren, anstatt sie sich nur schön zu trinken. Es waren Volksvarietés mit gastronomischer Betreuung, über die dann auch der Umsatz erzielt wurde, denn die Darbietungen waren gratis. Die ersten Cafés concerts entstanden in Lyon und Marseille zu Beginn des 19. Jahrhundert und verbreiteten sich schnell in ganz Frankreich. 1850 gab es alleine in Paris 200 solcher Etablissements und das Programm bot hauptsächlich erotische Tänze (z.b. Cancan) und Gesang, der neben Satire und derber Komik vor allem zweideutige Erotik darbot. Die Darsteller waren Amateure, Akrobaten und Artisten.

Außerdem wurde in den Kaffeehäusern gespielt, insbesondere Schach und insbesondere mit Wetteinsatz.

Alles in allem erklärt das, warum meine französische Freundin meine Frage, wieso es in Frankreich keine Cafés wie bei uns gibt, wo man stundenlang zusammen sitzt und redet, damit erklärte, dass es für Frauen bis noch vor ca. 10 Jahren (und teilweise auch immer noch) als unschicklich galt, sich in Bars oder Kaffeehäuser zu begeben. Sie hatten schnell den Ruf, ein leichtes Mädchen zu sein. Deswegen sitzen immer noch überwiegend Männer in den Bars und Cafés, die nicht vergleichbar sind mit dem, was bei uns als Kaffeehaus angesehen wird.

Mein Kaffeeguide für Frankreich

un café, café noir, expresso:

das ist eigentlich alles das gleiche, nämlich eine kleine Tasse mit starkem, schwarzen Kaffee, bei uns ein Espresso

un café double:

ein doppelter Espresso

un café serré:

ein Espresso, der nur mit der Hälfte Wasser zubereitet wird

un allongé oder américain:

ein Espresso, der mit heißem Wasser gestreckt (=allongé) wird, am ehesten mit der deutschen Tasse Kaffee vergleichbar

un café au lait:

bestellt man am besten in einem Café, denn diese Variante trinken die Franzosen nur morgens zu Hause oder im Hotel. Das ist ein Kaffee mit viel Milch, der in einer Schale (=bol) serviert wird, damit man sein Croissant oder sein Baguette mit Butter und Marmelade (!) hinein tunken kann.

un café crème:

die Möglichkeit, einen Kaffee mit Milchschaum zu bekommen. Wenn man eine normal große Tasse möchte, sagt man: un petit crème, sonst un grand crème


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une noisette:

ein Espresso mit einem Kännchen warmer Milch

un cappuccino:

Aufpassen! Auf dem Land kann es vorkommen, dass man einen Kaffee mit Schlagsahne bekommt. In Großstädten bekommt man höchstwahrscheinlich die italienische Variante.

un café filtre:

In Großstädten kann man immer mehr hippe Espressobars finden, wo man auch klassische Kaffeesorten bekommt. In manchen findet man dann auch den guten, alten Filterkaffee.

déca:

Wenn man das zu seiner Bestellung sagt, bekommt man das Ganze entkoffeiniert.

café arabe:

ist ein türkischer Kaffee

café brulot oder royal:

Weinbrand oder Cognac wird flambiert und mit Kaffee aufgegossen

café liègeois:

schwarzer Kaffee mit Vanilleeis und Schlagsahne, also vergleichbar mit unserem Eiskaffee

café frappé oder auch nur frappé:

schwarzer Kaffee eventuell mit Zucker, der mit Eiswürfeln geschüttelt und kalt serviert wird.

und einer darf definitiv nicht unerwähnt bleiben:

café gourmand, den es zum Glück auch mit Tee gibt.

dabei bekommt man einen Espresso (oder einen Tee) und eine Auswahl an Nachtisch und Kuchen, meist zwischen 3 – 5 Stück. Das ist eine der besten französischen Erfindungen überhaupt, das weiß auch Elke von meerblog.de, guck hier!



Das war spannend – und dabei trinke ich nicht mal Kaffee. Mir war gar nicht klar, dass es doch so viele Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland gibt.

Lass Dir Deinen Lieblingskaffee auf jeden Fall schmecken.


Mir ist gerade aufgefallen, dass ich überhaupt keine Kaffee-Bilder aus Frankreich habe. Ich trinke ja gar keinen! Wenn Du ein Bild für mich hast, dass ich für diesen Artikel nutzen darf, dann schreib mir doch. So ganz ohne Fotos sieht das doch ziemlich traurig aus…

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