Urlaubsknigge für Südfrankreich – Teil 1

Urlaub schon gebucht?

Heute möchte ich mit einem kleinen Urlaubs-Knigge anfangen. Auslöser dafür sind ein paar Verhaltenstipps, die ich auf einem englischsprachigen Blog gefunden habe und die in Punkto Trinkgeld ziemlich weit daneben lagen. Da scheint es Erklärungsbedarf zu geben, aber dann kann ich mich eigentlich auch gleich ein paar essentiellen Dingen widmen wie z.b.:


Küsse zur Begrüßung – faire la bise

Diese Küsserei auf die Wangen ist für uns Deutsche schwer zu durchschauen. Ein, zwei oder drei Luftiküsse, Mann-Frau, Frau-Frau oder auch Mann-Mann?

Ich versuche mich mal an einer Erklärung – ein heikles Thema.

In Südfrankreich gibt es zwei Küsse und Achtung: man beginnt mit der rechten Wange! Das habe ich auch erst letztes Jahr mitbekommen. Viele peinliche Zuckereien des Kopfes, um einen Mundkuss zu vermeiden, waren nötig und ein klarer Moment, bis ich das gemerkt habe. Zum Glück sind die Franzosen schnell darin, sich an die falsche Wange anzupassen. Es ist jetzt nicht so, dass es bei jedem Begrüßungsritual ein Kopfgeruckel gab. Aber es gibt auch nicht bei jeder Begrüßung Küsse. Meines Erachtens nach gibt es ab dem zweiten Treffen Begrüßungsküsse, zumindest Frau-Frau und Frau-Mann – vorausgesetzt, es handelt sich um einen privaten oder semi-privaten Rahmen. Wenn ich mein Auto aus der Werkstatt hole, dann nicht. Und auch bei Sylvie, unserer Obst-und Gemüsefrau, gab es selbst nach dem 10 Einkauf und einigen privaten Gesprächen keine Küsse. Aber bei der Inhaberin unseres Lieblingsrestaurants wurden wir ab dem dritten Besuch geküsst. Von unserem Nachbarn bekomme ich Begrüßungsküsse, wenn wir ankommen und wenn wir abfahren. Ab und an und für mich etwas undurchschaubar auch noch zwischendurch mal. Aber wir sehen ihn normalerweise mehrmals pro Woche, da ist es dann so, als hätten wir nur eine Gesprächspause gemacht.

Wenn Du während Deines Urlaubs zu Deinem Vermieter, Deiner Vermieterin einen regen und sympathischen Austausch hattest, kann es also sein, dass er/sie Dich mit Küsschen begrüßt. Freu Dich darüber!

Es erfordert ein wenig Aufmerksamkeit von Deiner Seite, die Kuss-Absicht Deines französischen Bekannten zu erkennen und dann passt Du Dich einfach an.

Bei Männern untereinander kann es zu Küssen kommen. Die Regel dahinter erschließt sich mir aber leider nicht. (Weißt Du es?)


Die Anrede

Einen Mann sprichst Du mit “Monsieur” an, eine Frau mit “Madame“. Wenn Du die Namen kennst, sagst Du: “Monsieur / Madame Name“. Wenn Du den Namen nichts kennst, sagst Du nur “Monsieur / Madame“. Zum Beispiel, wenn Dir im Supermarkt jemand den Weg versperrt und mit dem Rücken zu Dir steht, dann sagst Du höflich: “Pardon, excusez-moi, Monsieur / Madame” (= Entschuldigung bitte, gesprochen ungefähr pardon, exkusee moi, messiö/madam). Oder wenn Du einen Anwesenden auf Dich aufmerksam machen möchtest, zum Beispiel einen Verkäufer, dann sagst Du “Monsieur” oder “Madame”. Auf keinen Fall “âllo”! Das kannst Du rufen, wenn der Verkaufsraum leer ist, aber Du jemanden hinten rumoren hörst. Und dann sagst Du auch eher alloooh? (hinten geht die Betonung hoch) Ansonsten ist das sehr unhöflich.


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Begrüßung

Bonjour” (Guten Tag) sagst Du, wenn Du tagsüber irgendwo reinkommst (Geschäft, Praxis, Café, Fahrstuhl…). Und wenn Du Deinen Nachbarn im Flur triffst (auch wenn Du ihn nicht oder nur vom Sehen kennst). Oder zu jemandem auf der Straße, den Du vom Sehen kennst. Ab ca. 17 Uhr sagt man schon “Bonsoir” (Guten Abend). Wenn Du in einer Gruppe z.b. in ein Restaurants gehst, dann werdet Ihr mit “Bonsoir messieurs dames” (Guten Abend, die Herrschaften) begrüßt.


Verabschiedung

Wenn Du gehst, sagst Du “au revoir” (gesprochen ungefähr o revoi). Meist setzt Du noch ein “merci” davor – die Südfranzosen sind extrem höflich und bedanken oder entschuldigen sich am laufenden Band.

Nachts kannst Du jemandem, den Du ein bisschen kennst, auch noch “bonne nuit” (bonn nui) wünschen – Gute Nacht.


Die Bestellung

Ich hätte gerne = je voudrais (jsche vudrä) – und dann kannst Du z.b. auf die Sache zeigen und mit dem Fingern angeben, wieviel Du willst oder wie groß das Stück sein soll.

Aber beim Bäcker willst Du vielleicht genauer wissen, was Du sagen musst:

un (gesprochen ungefähr ), deux (dö), trois (troi), quatres (katr) croissant (kroisson), baguette (baget), sandwich (santwitsch), pizza (pieza)


In den Öffentlichen

Ich möchte nach Nizza – j’aimerais aller à Nice (jschämerai allee a Niess)

Fährt dieser Bus / Zug nach Cannes – est-ce que ce bus / train va à Cannes (eske ce büs /treñ va a Kan)

Wieviel kostet ein Ticket für zwei Personen – combien coûte un ticket pour deux personnes (kombieñ kut eñ tickä pur dö personn)

Ich suche ein Taxi – je cherche un taxi (je schersch eñ taxie)

Bringen Sie mich bitte zum Hotel … Emmenez-moi à l’hôtel …, s’il vous plaît. (ämenee-moi a lotel … silvuplä)


Und zum Schluss der wichtigste Satz überhaupt:

Sprechen Sie englisch – Parlez-vous anglais (parlee vu eñglä)

und die beiden zweitwichtigsten Sätze

Ich spreche kein Französisch – Je ne parle pas francais (jsche ne parl pa freñsä)

Ich verstehe nicht – je ne comprends pas (jsche ne compron pa)

Aber weißt Du was? Hier unten spricht eigentlich so gut wie jeder Englisch. Immerhin wurde die Region von den Engländern “entdeckt”. Du wirst also keine Probleme haben, Dich zu verständigen. Und falls Du doch auf einen Einheimischen treffen solltest, der kein Englisch kann, dann sagst Du einfach: Je ne parle pas francais (jsche ne parl pa freñsä)

Und wie ist das nun mit dem Trinkgeld?

Auch hier in Frankreich ist Trinkgeld zu geben keine Pflicht. Trotzdem ist es eine nette Aufmerksamkeit und Du honorierst damit den Service. (Wenn er nicht gut war, kannst Du das natürlich auch zeigen, indem Du kein Trinkgeld dalässt.)

Anders als bei uns lässt man hier das Trinkgeld auf dem Tisch liegen, wenn man geht, man sagt dem Kellner nicht, was man bezahlen möchte. Das gilt sowohl für Bar- als Kartenzahlung.

In Frankreich steht oft “service compris” auf der Karte, der Rechnung oder irgendwo sonst, wo man es gut erkennen kann. Das bedeutet, dass eine Servicepauschale von oftmals 15% bereits im Preis inbegriffen ist. Das gilt nur in Restaurants, nicht jedoch in Bars, Pubs oder Bistros. Allerdings beobachte ich kaum jemals, dass kein Trinkgeld gegeben wird.

Wenn man in einer Bar einen Kaffee trinkt, lässt man üblicherweise ein paar Münzen auf dem Tisch zurück, wenn man geht. Bei einem schnellen Kaffee sind das vielleicht 10 oder 20 Cent. Wenn man zwei Tassen bestellt, eine Weile sitzt und sein Croissant vom Bäcker nebenan verspeist, während man die Zeitung liest eher 50 Cent.

Wenn Du richtig schick essen gehst, dann solltest Du das Trinkgeld auch ähnlich wie bei uns berechnen, also ca. 10%. Zum einen bist Du Tourist, was der Kellner natürlich weiß, Du kannst Dich also im Sinne der Völkerverständigung großzügig zeigen. Zum anderen willst Du ja nicht, dass der Ober Dich für einen Pariser hält, oder? Die Pariser sind hier im Süden nicht gut gelitten. Du weißt sicher, dass ganz Frankreich im Juli und August gleichzeitig Ferien hat. Die südfranzösischen Einheimischen unterscheiden diese beiden Sommermonate in den Monat, wo die Touristen da sind (Juli) und den Monat, wo die Pariser da sind (August). Und soviel sei gesagt: sie mögen den Juli lieber. Sie stehen in beiden Monaten gleichermaßen im Stau, aber im August werden sie von den gestressten Pariser dabei angehupt und angemotzt, im Juli ist der Ton umgänglicher.

Und wie ist das mit dem “pourboire” sonst so?

Bei einer Taxifahrt sind ca. 10% üblich.

Dem Zimmermädchen lässt man ein paar Euro da, wenn man geht. Ebenso dem Portier oder Kofferträger. Und auch beim Friseur rundet man auf.

Flugbegleiter dürfen kein Trinkgeld annehmen.

In Teil 2 geht es weiter mit dem Verhalten im Restaurant und der Frage, wie man eigentlich aus einem Kreisverkehr wieder rauskommt. Wenn man weiß, wie es geht, ist es ziemlich einfach. Und Teil 3 klärt ein paar weitere noch offene Fragen, z.b. zum Thema FKK, Bezahlen an Zapfsäulen und Öffnungszeiten.

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